Prognos-Studie:
Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen ist der Schlüssel zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf

09.10.2019

Zuschüsse für haushaltsnahe Dienstleistungen verbessern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – so sieht es auch der Koalitionsvertrag vor. Bislang waren jedoch die volkswirtschaftlichen Potenziale unbekannt. Diese zeigt jetzt die Prognos-Studie im Auftrag von Edenred. Weitere Vorteile: Neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann die Förderung von haushaltsnahen Dienstleistungen auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken und die Schwarzarbeit reduzieren.

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Mehr Zeit für die Familie – das erhoffen sich die Deutschen durch mehr Unterstützung im Haushalt. Aktuell nutzt bereits jeder zehnte Haushalt haushaltsnahe Dienstleistungen. Doch das Interesse ist noch wesentlich höher; dies zeigt eine Untersuchung im Rahmen einer aktuellen Prognos-Studie im Auftrag von Edenred, für die rund 1.500 Personen und Unternehmen zum Nutzungsverhalten haushaltsnaher Dienstleistungen befragt wurden. Danach kann sich jeder zweite Haushalt (52 Prozent) eine Inanspruchnahme haushaltsnaher Dienstleistungen vorstellen.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein wichtiges Thema, das hat auch die Politik längst erkannt und vor rund anderthalb Jahren die Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen im Koalitionsvertrag festgeschrieben – bislang allerdings noch ohne spürbare Ergebnisse für die Bürgerinnen und Bürger. „Diese Studie zeigt deutlich, dass ein Instrumentenmix aus Arbeitgeberzuschüssen und direkter staatlicher Bezuschussung zu einer Zunahme sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze im haushaltsnahen Dienstleistungssektor, der Reduzierung von Schwarzarbeit und der verbesserten Vereinbarkeit von Beruf und Familie führt“, betont Christian Aubry, Geschäftsführer bei Edenred Deutschland. 

Förderung mit positiven Zusatzeffekten

Eine finanzielle Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen trägt aber nicht nur entscheidend dazu bei, den Spagat zwischen Familie und Beruf zu meistern. Gleichzeitig wird dem Fachkräftemangel entgegengewirkt, der sich nach aktueller Schätzung von Prognos bis zum Jahr 2025 von 1,1 Millionen auf 2,9 Millionen fehlende Arbeitskräfte nahezu verdreifachen wird. Laut der aktuellen Studie würde jedes zweite Unternehmen seinen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einen Zuschuss gewähren, um die Mitarbeiterbindung zu fördern (90 Prozent) und die notwendige Arbeitszeitreduktion zu vermeiden (81 Prozent). 

Dazu kommt: Untersuchungen zufolge sind bis zu 90 Prozent der Haushaltshilfen in Deutschland illegal beschäftigt. Neben den Risiken für die Beschäftigten ist auch der volkswirtschaftliche Schaden mit bis zu 1,5 Milliarden Euro im Jahr beachtlich. Doch auch das muss nicht so bleiben. Die Prognos-Studie zeigt, dass je nach Höhe der Förderung rund die Hälfte der Personen, die aktuell illegal eine Haushaltshilfe beschäftigen, diese legal anstellen würden. Lisa Krämer, Prognos-Projektleiterin der Studie erklärt hierzu: „Durch die Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen können bis zu 230.000 Arbeitsplätze im niedrig qualifizierten Lohnbereich geschaffen und Schwarzarbeit aktiv bekämpft werden.“

 

Förderung durch Arbeitgeber und öffentliche Hand – eine Evaluation


Fakt ist: Der Bedarf für Unterstützung im Haushalt durch Dienstleister ist groß; doch für die Hälfte der Haushalte in Deutschland scheitert es oftmals an der Finanzierung. Als Reaktion auf die Preissensibilität der Verbraucher wurden in der Studie zwei Fördermodelle analysiert, von denen die Haushalte profitieren können:

  • Ein Modell mit steuerbegünstigten Arbeitgeberzuschüssen, das Unternehmen als finanzielle Förderer in Form von Zuschüssen an ihre Mitarbeitenden miteinbezieht. 

  • Ein Modell mit öffentlichen Zuschüssen, um das Fördersystem auch auf Bevölkerungsgruppen mit besonderem Unterstützungsbedarf und niedrigen Einkommen auszuweiten. 

Für besonders viele Bundesbürger wäre die Förderung durch einen Arbeitgeberzuschuss von Vorteil. Laut der Prognos-Studie sind über die Hälfte (52 Prozent) der Unternehmen bereit, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch Zuschüsse zu unterstützen. 91 Prozent denken hier sogar an einen Zuschuss in Höhe von bis zu 100 Euro pro Monat, sodass rund 1,7 Millionen Haushalte von der Bezuschussung profitieren würden. Des Weiteren könnte durch öffentliche Zuschüsse zusätzlich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für weitere Zielgruppen mit hohem Unterstützungsbedarf wie Alleinerziehende, Existenzgründerinnen und -gründer oder Haushalte mit Pflegebedürftigen verbessert werden. 

Von europäischen Nachbarn lernen 


„Erfolgsversprechend erscheint uns ein kombinierter Ansatz mit beiden Finanzierungsarten“, so der Experte für haushaltsnahe Dienstleistungen Jean-François Lebrun, der viele Jahre als Berater der EU-Kommission tätig war. So sind etwa in Frankreich oder Belgien solche Fördermodelle bereits in Politik und Wirtschaft verankert. In beiden Ländern erhalten Bürgerinnen und Bürger Zuschüsse in Form von Gutscheinen. In Frankreich werden die Zuschüsse nicht nur vom Staat, sondern auch von Arbeitgebern an Mitarbeiter geleistet. 

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Über die Studie


Die Prognos-Studie „Haushaltsnahe Dienstleistungen“ im Auftrag von Edenred Deutschland beschäftigt sich mit der Implementierung eines Fördermodells für haushaltsnahe Dienstleistungen auf Basis der im Koalitionsvertrag vereinbarten Bezuschussung. Sie untersucht die volkswirtschaftlichen Effekte verschiedener Modelle und berechnet und analysiert die Kostenstruktur für die Umsetzung dieser Modelle. Im Rahmen der Analyse wurden zwei Fördermodelle identifiziert, zu denen eine repräsentative forsa-Umfrage durchgeführt wurde, bei der sowohl 500 Personalverantwortliche in Unternehmen als auch 1.003 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger zu haushaltsnahen Dienstleistungen befragt wurden.

Christian Aubry ist Geschäftsführer von Edenred Deutschland. Darüber hinaus ist er geschäftsführender Vorstand des Prepaid Verband Deutschland (PVD) e. V., einer Branchenvereinigung und Interessenvertretung der in Deutschland tätigen Prepaid-Industrie.

Lisa Krämer ist Dipl. Volkswirtin und bei Prognos als Projektleiterin tätig. Sie ist Expertin für ökonomische Analysen im Bereich Familien- und Sozialpolitik. Prognos ist eines der ältesten Wirtschaftsforschungsunternehmen Europas schweizerischen Ursprungs. Seit nahezu 60 Jahren unterstützt Prognos private Unternehmen, Verbände, Stiftungen und öffentliche Auftraggeber durch ökonomische Expertise dabei, tragfähige Strategien für ihre Zukunft zu entwickeln.

Jean-François Lebrun ist Experte für haushaltsnahe Dienstleistungen und langjähriger Berater der Europäischen Kommission bei der Generaldirektion „Beschäftigung, Soziales und Integration“.